Von meiner Odyssee nach Deutschland

Schlussendlich bin ich in Berlin angekommen, aber meine Rückreise war alles andere als einfach.

Doch mal der Reihe nach:
Nachdem ich mich von allen verabschieden musste, haben mich meine Gastmama und mein Gastbruder am Dienstag, den 28.08. zum Flughafen gebracht. Aus dem Koffer musste ich noch was rausnehmen, da er ein paar hundert Gramm zu schwer war – und das Handgepäck hat glücklicherweise niemand gewogen – und dann war ich im Flughafen und habe erstmal so wirklich realisiert, dass meine Zeit in den USA vorbei ist. Es war ein Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Augen. Und so richtig konnte ich nicht realisieren, dass ich in weniger als einem Tag wieder in Deutschland sein würde.

Das dachte ich zumindest, aber es sollte anders kommen.
Ich saß also in Flint im Flugzeug, als uns der Pilot mitteilte, dass wir verspätet losfliegen würden, da aufgrund von Unwettern in Chicago dort gerade ein Bodenstopp verhängt sei, aber wir hätten genug Sprit (also keine Sorge) und würden jetzt einfach auf dem Rollfeld warten. Fast zwei Stunden später hoben wir dann endlich ab, ich hatte meinen Flug nach London schon ziemlich aufgegeben. Dann hieß es aber, wir würden eine schnellere Strecke nehmen, und würden nur 25 Minuten statt einer Stunde nach Chicago brauchen. Hoffnung keimte in mir auf – 25 Minuten zwischen meinen Flügen, vielleicht könnte ich das schaffen. Wir landeten nach 30 Minuten. Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz hin und her. Schnell, schnell, schnell. Das Flugzeug fuhr über das Rollfeld als hätten wir alle Zeit der Welt. Für 5 Minuten. Für 10 Minuten. Die Zeit um meinen Anschlussflug zu bekommen, verringerte sich drastisch, und immernoch fuhren wir übers Rollfeld. 15 Minuten, wir erreichten endlich unser Gate. 2 Minuten, bis zur geplanten Abflugszeit von meinem Flug, Boarding wahrscheinlich schon abgeschlossen, aber vielleicht vielleicht kommt man ja trotzdem noch rein, vielleicht hat er Verspätung.
Ich rannte los. Terminal 5, da ist ein Pfeil nach links. Durch die Drehtür und dann bin ich außerhalb des Sicherheitsbereichs. Was? Ich wollte doch nicht raus! Jetzt war ich zu hektisch und bin durch die falsche Tür. Ich muss wieder durch die Sicherheitskontrollen. Die Minuten verstreichen. Wieder im Terminal nochmal ganz ruhig den Schildern folgen und schon wieder bin ich außerhalb des Sicherheitsbereiches. Ich bin verwirrt. Dann finde ich heraus, dass ich tatsächlich richtig bin (warum mir niemand gesagt hat, dass das das falsche Terminal ist, als ich wieder durch die Sicherheitskontrolle bin, weiß ich auch nicht, die haben sich ja mein Ticket angeguckt). Aber die Bahn, die die Terminals verbindet, ist außer Betrieb. Ersatzweise muss ich einen Bus nehmen. 10 Minuten braucht der und ich treffe andere Reisende, die den gleichen Flug wie ich nehmen wollten. Inzwischen soll mein Flug schon seit 20 Minuten abgeflogen sein. Man lässt uns nicht ins Terminal, es ist zu spät. Mist.
Wir müssen wieder zurück in das andere Terminal, um den Flug umbuchen zu lassen. Ich werde auf einen Flug in 20 Stunden umgebucht. Eine Nacht auf dem Flughafen steht mir bevor. Es wird eine lange Nacht.
Später habe ich erfahren, dass das Flugzeug, mit dem ich fliegen sollte, erst um 1 geflogen ist (es sollte um 9 fliegen), aber das Gate war eben geschlossen und deshalb wurden wir nicht mehr reingelassen…

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auf dem Flughafen in Chicago kann ich jetzt Führungen geben

Der Mittwoch zieht sich (wenn man von um 2 an wach ist, kein Wunder). Ich kaufe mir zwei Bücher. Treffe für eine Stunde noch einen der anderen USA Freiwilligen, der es einen Tag verspätet auch nach Chicago geschafft hat. Und dann mache ich mich mit viel Zeit auf den Weg zu meinem Terminal und Gate. Zweiter Versuch, 17:05 Uhr von Chicago nach London. Ich bin rechtzeitig dort, lese mein Buch, hoffe, dass ich im Flugzeug halbwegs schlafen kann.
Wenige Minuten vor der geplanten Boardingzeit heißt es, technische Probleme, Neuigkeiten gibt es in einer halben Stunde. Dann werden wir auf 17:30 vertröstet. 17:30 heißt es, Boarding frühestens 18:00. Ich freunde mich mit einer Deutsch-Amerikanischen Familie an. 19:00 bekommen wir Gutscheine, um uns etwas zu Essen holen zu können. Kurz nach um 8 gibt es dann schließlich, die Aussage, der Flug ist gestrichen. Wir bekommen Hotelgutscheine, holen unsere Koffer wieder ab und müssen telefonisch unseren Flug umbuchen. Ich bekomme einen Flug in 22 Stunden….

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Mein Flugzeug nach London! Oder auch nicht…

Die Nacht verbringe ich aber zumindest in einem Hotel (mit Pool^^). Gemeinsam mit der Familie esse ich Frühstück und Mittag. Und dann geht es wieder zum Flughafen. Inzwischen ist es Donnerstag, der 30.08.18. Mein Visum geht nur bis zum 29.08., bin ich jetzt gerade illegal im Land bzw. überziehe mein Visum? Das kann ich in dem Moment aber auch nicht ändern. Dritter Versuch, ich bin wieder mal sehr pünktlich an meinem Gate und lese mein Buch. Kurz vor Boarding, gibt es eine Ansage. Ich verstehe nur ‚Nicht in 7 Minuten Boarding‘ und ‚Müssen woanders hingehen‘ und ‚Terminal 5‘. Bitte nicht, wir müssen zu Terminal 5? Dann starten wir doch mindestens mit einer Stunde Verspätung. Ich frage nach: Das geplante Flugzeug ist jetzt außer Betrieb und sie müssen ein anderes vom Terminal 5 holen und wir müssen zu einem anderen Gate. Zu welchem verraten sie uns auch nach ein paar Minuten. Wie viel Pech kann man denn haben?
Wenn auch mit einer Stunde Verspätung, diesmal bin ich zumindest auf dem Weg nach London.

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Landeanflug auf den Flughafen London Heathrow

Und gar nicht so viel später in London. Ich habe eine Stunde, da sollte ich meinen Anschlussflug doch bekommen. Lange Gänge, in der Schlange stehen, 10 Minuten mit dem Bus zu einem anderen Terminal. Ich habe noch 25 Minuten, als ich auf die Sicherheitskontrollen zusteuere. Man lässt mich nicht rein und schickt mich, zum Umbuchen, ich würde es nicht mehr schaffen. Frustriert, tue ich das. Ich bin mir (auch im Nachhinein betrachtet) relativ sicher, dass ich es noch hätte schaffen können. Ich werde auf einen Flug zwei Stunden später umgebucht…

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warten, warten, warten

Mit genau 48 Verspätung komme ich schließlich in Berlin an.
Mein Koffer wird dann 4 Tage später nachgeliefert.

Auch wenn es ein komisches Gefühl ist, bin ich insbesondere nach dieser Odyssee froh, zu Hause zu sein.

 


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