Camp Barefoot

(die Zeit fliegt nur so, aber da ich euch trotzdem etwas über Barefoot erzählen möchte, hier ein kurzer Beitrag)

26. Mai bis 31. Mai 2018

Das Barefoot-Wochenendcamp im September war eines meiner ersten Camps. Es war ein Camp mit 5 Campern.
Die Barefoot-Woche Ende Mai hingegen war eines der größten Camps, die ich bis dahin erlebt hatte (um die 50 Camper).
Barefoot, ein Camp für Menschen mit traumatischen Gehirnverletzungen, welches 1992 zum ersten Mal stattfand ist nach Carolyn Barefoot und ihrem Sohn benannt, die das Fowler Center ursprünglich auf so ein Camp angesprochen bzw. darum gebeten haben. Es hat also nichts damit zu tun, barfuß herumzulaufen. Allerdings haben die einzelnen Buchstaben im Laufe der Jahre Bedeutungen bekommen:
B – brave (mutig)
A – adventurous (abenteuerlich)
R – remarkable (beachtlich)
E – enthusiastic (entusiastisch)
F – faithful (treu)
O – optimistic (optimistisch)
O – original (originell)
T – thankful (dankbar)1531593810170

Ein Auszug aus meinem Blogbeitrag vom September:
„Alle Camper, die während dieser Zeit kamen, haben durch einen Unfall oder ähnliches eine Gehirnverletzung erlitten und leben nun mit einer Behinderung. Die Camper sind also (meist) ohne eine Behinderung aufgewachsen, können sich oft noch an ihr Leben vor dem Unfall erinnern und sind sich ihren Defiziten bewusst. Teilweise haben sie leichte kognitive Beeinträchtigungen, aber die Hauptprobleme sind körperlich. Unterschiedlich stark ausgeprägt, aber bei vielen vorhanden, waren Probleme zu sprechen. Teilweise waren sie einfach nur schwer zu verstehen, teilweise wussten sie zwar genau was sie sagen wollten, konnten es aber nicht vom Gehirn zum Mund übermitteln.
Die zweite große Einschränkung, die mir aufgefallen ist, war ein Defizit der Kontrolle über die eigenen Gliedmaßen. Auch hier ist die Einschränkung natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt, aber die meisten haben Schwierigkeiten zu laufen bzw. verwenden einen Rollstuhl.
Da die Camper ohne eine Behinderung aufgewachsen sind, wollen sie jetzt natürlich immer noch so viel wie möglich selbstständig tun und defintiv nicht wie Babys behandelt werden. Denn auch wenn sie mit einer Behinderung leben, sind sie erwachsene Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen treffen können und wollen.“1531593867813

Ich hatte einen Camper in meiner Cabin, den ich schon vorher kannte, und er ist in einem Rollstuhl, kann sich nur wenig bewegen und ihm fällt es schwer zu sprechen, auch wenn er weiß, was er sagen möchte. Jedesmal bevor ich angefangen habe, ihn aus seinem Rollstuhl zu transferieren, habe ich ihn gefragt, ob er bereit ist. Und nach ein paar Tagen fing er dann an, darauf mit ‚Nein‘ zu antworten. Das erste mal habe ich mich natürlich gefragt, ob ich irgendwas vergessen hatte, als er mir erklärte, dass er mich nur veralberte (wobei ich ungefähr 5 Minuten brauchte, das zu verstehen und dabei verstehe ich ihn schon relativ gut, da wir doch einige Zeit miteinander verbracht haben). Unsere Konversation bevor jedem transferieren lief danach folgendermaßen ab. Ich: Bist du soweit? Er: Nein. Ich: Okay, ich auch nicht. Sollten wir es trotzdem angehen? Er: Ja.
Er zog mich durch den Kakao und ich ihn und nannte ihn Prinzessin, da er das Essen was wir hatten, fast nie mochte und ich fast immer nach Peanutbutter-and-Jellys für ihn fragen musste. Dieser Camper wollte auch mein Tie Dye T-Shirt gestalten, und war so glücklich als ich ihm sagte, er könnte das tun. Für Camp Barefoot gibt es jedes Jahr T-Shirts mit neuen Aufschriften, die die Camper dann Tie Dyen und wir Betreuer können uns mal Abends eins machen. Das T-Shirt dieses Jahr hat die Aufschrift „Today’s New Friends Become Tomorrow’s Family“ – Camp Barefoot 2018 (Die neuen Freunde von heute, werden die Familie von morgen) und ich bin so glücklich damit, wie mein T-Shirt geworden ist und es wird mich immer an diesen einen Camper erinnern. Es war sehr lustig, wie entsetzt er war, als er herausfand, dass ich trotzdem 3$ für das T-Shirt bezahlen musste und ich musste ihm versichern, dass das kein Problem ist und ich nicht hungern muss, wenn ich das bezahle.

Ich möchte euch auch noch von einem anderen Camper erzählen. Auch er hat einen Rollstuhl und kann sich kaum bewegen. Allerdings kann er seine Beine/beziehungweise insbesondere sein eines Bein gut bewegen und so hat er einen elektrischen Rollstuhl, den er mit seinem Fuß steuert. Außerdem hat er auf seiner Fußstütze auch ein laminiertes Kommunikationsblatt, mit einigen Wörtern und dem Alphabet und so weiter (siehe Foto). Der Camper war nicht in meiner Cabin, aber ich hatte zwei längere Gespräche mit ihm, wobei er mit seinem großen Zeh auf Buchstaben/Wörter zeigt und so Wörter buchstabiert und Sätze bildet. Kommunikation ist natürlich etwas langsamer, aber wir haben uns über verschiedene Dinge unterhalten und er hat mich über Deutschland gefragt und so weiter. Ich fand es einfach nur total cool, neben ihm im Gras zu sitzen und nach und nach zu entziffern, was er sagen möchte. Blickkontakt ist da natürlich nur bei meiner Antwort möglich, da ich auf seinen Fuß geguckt habe, wenn er was gesagt hat 😀 Und wurde dir schonmal der Rücken mit dem Fuß massiert? Dieser Camper gibt sehr gute Rückenmassagen mit seinem Fuß und Bein und ich durfte eine genießen^^1531593921633

Ich hatte mich sehr auf diese Woche gefreut, insbesondere darauf Camper wiederzusehen, die ich während des Barefoot-Wochenenendes und auch insgesamt im Laufe des Jahres bei verschiedenen Veranstaltungen kennengelernt hatte.
Die Woche startete dann schonmal gut, da mir ein paar Stunden vor Beginn des Camps die Verantwortung des Cabin Leads übertragen wurde (es gab da eine Fehlkommunikation und die Person, die eigentlich lead sein sollte, hatte keinen Urlaub bekommen und konnte nicht im Camp arbeiten). Natürlich kamen dann auch noch ein paar andere Dinge zusammen, so dass es doch eine etwas (sehr) stressige Woche für mich war, aber im Endeffekt hatten die Camper eine gute Zeit und das ist das Wichtigste.

Ich hoffe, ihr genießt alle den Sommer.
Ich bin gerade mitten im Sommercamp und es macht sehr viel Spaß, aber ist auch wirklich anstrengend und erschöpfend. Ich werde versuchen, bald darüber zu berichten, drückt mir die Daumen, dass ich Zeit dafür finde.

Eure Isa


2 Gedanken zu “Camp Barefoot

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